Demonstrationen und Plünderungen in Madagaskar
- Stefan
- 5. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Liebe Freunde,
die aktuellen Ereignisse seit Ende September 2025 sind so brisant, dass wir darüber berichten müssen. In Madagaskar gibt es heftige Demonstrationen und Plünderungen in den Städten! Vielleicht hast du es schon in den sozialen Medien oder auf unserem YouTube Kanal gesehen. Wir wollen dich hier in die Situation mit hineinnehmen und darüber informieren, was vor Ort passiert. Denn in den westlichen Nachrichten hört man (noch) so gut wie gar nichts darüber.
Angefangen hat alles mit einer großen Demonstration am Donnerstag, den 25. September. Nachmittags waren die Protestierenden (sie nennen sich "Gen Z") in der Innenstadt Antananarivos unterwegs. Die Kundgebungen richteten sich insbesondere gegen die katastrophale Strom- und Wasserversorgung. Seit Jahren wird diese zunehmend schlechter. Der staatliche Monopolist Jirama kann meist nur den halben Tag oder die halbe Nacht lang Strom für die Einwohner der Städte bereitstellen. 50% des Tages gibt es Stromausfälle, und wenn es Strom gibt, dann hat dieser oft nur eine Eingangsspannung von 110-150 Volt. Wasser kommt meist nur nachts aus den Wasserhähnen, wenn genügend Wasserdruck vorhanden ist, also wenn die meisten Madagassen schlafen und niemand Wasser entnimmt (da dann wieder ausreichend Druck vorhanden ist). Frühmorgens kurz vor Sonnenaufgang bilden sich dann lange Schlangen um die Wasserentnahmestellen, in der Hoffnung, noch einen Kanister für den täglichen Familienbedarf zu ergattern.
Weiteren Unmut gibt es wegen der hohen Korruption im Land, den mangelnden Bildungsmöglichkeiten, der Nahrungsversorgung und vielem mehr.

Nachdem die Polizei und das Militär die Proteste am Donnerstagnachmittag unter anderem durch Einsatz von Tränengas im Zaum gehalten hatten, ist die Lage am Abend urplötzlich eskaliert.
Zunächst sah es so aus, als würden die Protestierenden selbst überreagieren und einen Laden nach dem anderen aufbrechen und plündern, ohne Einhalt der Polizei. Die Bilder in den sozialen Medien sind erschreckend!

Binnen eines Abends wurden viele größeren Läden wie Supermärkte, Shopping Malls, Fahrzeughändler, Kinos, Fitnessstudios, Möbelgeschäfte etc. leergeräumt. Unglaublich!
Eine Shopping Mall mit mehreren Geschäften wurde in Brand gesetzt.

Auch bei uns, am Stadtrand, hörten wir auch immer wieder Schüsse, die abgefeuert wurden. Unser Supermarkt, in dem wir fast jede Woche einkaufen, wurde geplündert. Er bleibt nun, wie die meisten Supermärkte, erst einmal geschlossen. Zudem haben die Banken bislang zu. Man kann nur noch an wenigen Automaten überhaupt Geld abheben.
Was am Donnerstag nur in der Hauptstadt passiert ist, hat sich am nächsten Tag in den anderen größeren Städten Madagaskars wiederholt. Auch dort kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen.
Die Fragen, die sich alle stellen: Wer waren die Plünderer? Die Gen Z selbst verurteilt die Übergriffe und half tags darauf bei den Aufräumarbeiten. Wurden die Plünderer, die „den ersten Stein warfen“, möglicherweise dafür bezahlt, um die Lage absichtlich eskalieren zu lassen? Von wem erhielt die Polizei die Anweisung, daraufhin nicht einzuschreiten? Sind andere Personen oder Mächte im Hintergrund, die die Fäden ziehen und einen Regierungsumsturz provozieren möchten?

Am Samstag hingegen war vergleichsweise wenig von den Protesten zu hören. Für den Sonntag sprach sich die Gen Z dafür aus, eine Pause einzulegen und den Tag zu nutzen, für das Land zu beten.
Die Fernsehansprache des Präsidenten, der wie so oft außer Landes war, wirkte mehr als dürftig. Viele kommentierten seine Rede am Samstagabend mit „blabla“. Erneute leere Versprechen, die Lage in den Griff zu bekommen und Pläne für eine bessere Zukunft beeindrucken die Madagassen nach so vielen Jahren längst nicht mehr. Auch die prompte Entlassung des Energieministers überzeugte niemanden.
Bei den Plünderungen wurde mitgenommen, was man tragen konnte. Die Jungs auf dem Bild haben zwar keinen Strom zu Hause, aber ab jetzt eine nagelneue Waschmaschine 🙃.
Wie geht es weiter? 🤔🙏 |
Das ist schwer vorauszusagen. Eine Freundin sagte uns einmal: Die Madagassen sind sehr geduldig und nehmen viel hin. Aber wenn sie einmal für ihr Recht aufstehen, dann hat das etwas zu bedeuten.
Für die nächsten Tage sind weitere Proteste angekündigt. Die Gen Z ist wütend. Sehr wütend. Und sie wollen Veränderung. Sie fordern nun ein öffentliches Bekenntnis der Verantwortlichen bezüglich der Plünderungen und den Rücktritt des Präsidenten mitsamt der aktuellen Regierung.
Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Madagaskar. Wir haben Nachricht bekommen, dass wir bis auf weiteres möglichst zu Hause bleiben, Vorräte anschaffen und Sicherheitsmaßnahmen treffen sollen.
Heute im Gottesdienst hat unser Pastor wichtige Worte gesagt: Wir beten für Madagaskar und wir beten als Christen für unsere Sicherheit, aber darüber hinaus wollen wir nicht bei uns stehen bleiben, sondern auch den Madagassen weiter dienen und helfen, das Land zu begleiten und Teil der Lösung sein. Gott möge das Land heilen und zu seiner Entfaltung bringen!
Was viele nicht wissen: In Madagaskar steckt so viel Potenzial. Wenn die Ressourcen besser verteilt würden, müsste dort niemand Hunger leiden!
Vielen Dank für eure Gebetsunterstützung! Stefan, Nela, Jamila, Jaro, Philine & Salome










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